Man nennt sie „Hidden Champions“, die heimlichen Sieger im Konkurrenzkampf der Unternehmen. Meist sind es mittelständische Unternehmen, Industriebetriebe, Handelsfirmen, auch Handwerksbetriebe. Selbst im eigenen Umfeld sind sie nicht immer bekannt, nicht in Krefeld und nicht in den Städten des Kreises Viersen. In den Geschäftsberichten der Sparkasse Krefeld werden seit einigen Jahren solche Unternehmen, Sparkassenkunden selbstverständlich, mit ihren Storys vorgestellt
Wer sich noch an sein erstes Auto erinnert, kennt meist auch das Problem: Motoröl. Unerlässlich für die Fahrbereitschaft des betagten Mobils war die regelmäßige Kontrolle des Ölstands am Peilstab. Wenigstens einmal die Woche musste aus dem Kanister Einbereichsöl nachgeschüttet werden. War das Öl nach subjektivem Empfinden zu schwarz und zu zähflüssig, wurde es beim Freund auf der Hebebühne komplett abgelassen und gewechselt. Kummer bereiteten weißliche Ablagerungen am Öldeckel. Das deutete auf Wasser im Motor und einen nahenden Schaden – das Ende. Und vor der allfälligen TÜV-Prüfung wurde eine Motorwäsche gemacht; der ölverschmierte Motor wäre sofort in Ungnade gefallen. So war das damals.
Auf die richtige Schmierung kommt es an
Maschinen und Getriebe brauchen Öl, brauchen Pflege und Wartung, Automotoren genauso wie Industriemotoren oder Kraftwerksturbinen. Maschinen in der Metallbearbeitung benötigen zudem Kühlschmierstoffe. Die richtige Schmierung ist von größter Bedeutung für Leistung und Lebensdauer der teuren gewerblichen Produktionsanlagen, nicht zuletzt für die Qualität des erzeugten Produktes.
Stillstände und Systemausfälle kosten Geld, viel Geld. Vorbei die Zeiten, als der Schmiermaxe mit dem Ölkännchen ein paar Tropfen auf die Kette geben konnte – und schon lief das Fließband wieder. Heute sind systematische Kontrolle und Wartung der Schmierstoffe, sind Bevorratung, Beschaffung und Lagerung komplexe Aufgaben für externe Spezialisten. Fluid Management heißt die Dienstleistung.
Ahmet Ates hatte eine Vision
Ahmet Ates, der gelernte Schlosser, erkannte bereits früh die Marktchancen für ein damals noch weitgehend unbekanntes Serviceangebot, ließ seine Pläne und Visionen etwas reifen, bis er 1996 in Krefeld die Fluid Service Plus GmbH, kurz: FS Plus, gründete, einen Dienstleister für Kühlschmierstoffpflege und Maschinenreinigung.
Der erste Firmensitz war an der Parkstraße in Uerdingen, gefolgt von einem Umzug nach Linn, Bruchfeld. Die fortwährende Expansion des Unternehmens machte einen neuerlichen Standortwechsel unumgänglich. Am 26. November 2004 wurde der zweckmäßige und repräsentative Neubau im Uerdinger Norden an der Adolf-Dembach-Straße bezogen.
Das mittelständische Unternehmen floriert. In den letzten Jahren hat FS Plus die Zahl seiner Mitarbeiter noch einmal auf rund 900 erhöht. Gut ein Drittel der Belegschaft ist in Krefeld tätig oder operiert von hier aus; die anderen Techniker- und Serviceteams sind über das Bundesgebiet verteilt und werden über fünf Vertriebsstandorte disponiert, um im Falle des Falles schnell beim Kunden sein zu können, gleich ob am Wochenende oder in Nachtarbeit.
Schnelligkeit, Flexibilität und Zuverlässigkeit
Wenn der Auftrag kommt, einen Ölwechsel in einer Dampfturbine eines Energieerzeugers oder etwa in einem Heizkraftwerk durchzuführen, ist sofortiges Handeln angesagt. Schnelligkeit, Flexibilität und Zuverlässigkeit gelten in dieser Branche alles.
Mit einer Handvoll von Mitbewerbern deckt FS Plus jedoch nicht nur den deutschen Markt ab, sondern auch im benachbarten Ausland überall da, wo der Kunde es wünscht, in Dänemark und Schweden genauso wie in Österreich und der Schweiz. Die Kundenpalette ist breit gefächert: vom mittelständischen Unternehmen bis zum Kraftwerk, vom Autozulieferer bis zur Luftfahrt.
Neben dem direkten Schmierstoff-Handling erstellt FS Plus auch Wartungspläne für Öle, Hydrauliken und Schmierstellen und bietet Industriereinigung. Den kürzesten Arbeitsweg haben die Reinigungstrupps, die wie bei einem führenden Schienenfahrzeughersteller in Uerdingen mit Mannschaft und Gerät direkt im Objekt „stationiert“ sind und dort den beschichteten Hallenboden oder die Triebwagenköpfe zur Endabnahme reinigen.
Total Optimization Management
Mit der Zeit haben die Fluid-Management-Spezialisten eigene IT-gestützte Lösungen zur Prozess- und Kostensicherheit entwickelt. So verfügt FS Plus mit TOM (Total Optimization Management) über ein Steuerungs- und Auswertungssystem für Schadstoffkonzentrationen und Aggregatzustand der Fluide.
Über das eigene Barcode Management System hat die Servicekraft vor Ort eine elektronische Checkliste aller zu erledigenden Aufgaben an der Hand. Schwachstellen werden frühzeitig erkannt, Fehler vermieden – anders als damals in den Anfängen, wo durch ein Versehen eines Mitarbeiters an Maschinen und durch Produktionsausfälle ein hoher sechsstelliger Schaden entstand. „Da haben wir Wiedergutmachung betrieben und um unseren guten Ruf gekämpft“, erinnert sich Firmenchef Ates. Er weiß, wovon er redet. So lange ist es nicht her, dass er selbst noch einmal den Blaumann angezogen hat und sich um die richtige Schmierung gekümmert hat.
„Visionen machen keinen Urlaub“
Mit Leidenschaft vertritt er die Philosophie seines Unternehmens: „Wir tun keine Dinge, die wir nicht beherrschen. Wir vertrauen Werten und laufen nicht der schnellen Mark hinterher. Mit dem Plus im Firmennamen versprechen wir einen Mehrwert, ein Mehr an Kundenzufriedenheit, Zuverlässigkeit und Flexibilität. Das kommt am Markt an, das erwartet der Kunde. In dieser Konstellation und mit unserer Philosophie haben wir in Deutschland eine ziemliche Alleinstellung am Markt. Davon gibt es nicht allzuviele. Und diesen Erfolg möchten wir weiterhin ausbauen.“
Wichtig sind ihm Mitarbeiter, die seine Sprache sprechen und seine Philosophie teilen – so wie Winfried Feldhammer, der kaufmännische Leiter. Von Haus aus eigentlich Architekt, hat der Diplom-Ingenieur den Uerdinger Neubau mit geplant und betreut. Dabei entdeckten sie ihre gemeinsame Chemie – mit Folgen. Beide haben eine Devise: „Visionen machen keinen Urlaub.“
Als expandierendes Unternehmen und als Arbeitgeber ist FS Plus immer auf Suche: Qualität und Motivation müssen stimmen. Da es (noch) keinen Lehrberuf im Fluid-Management gibt, bedient sich das Unternehmen aus artverwandten Berufen, wobei eine technische Berufsausbildung zum Schlosser, Elektriker oder Kfz-Mechaniker von Vorteil ist. Den Rest besorgt eine intensive innerbetriebliche Ausbildung und Schulung.
In Gelddingen vertraut Ahmet Ates, mit acht Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen, seit seinem Schritt in die Selbstständigkeit voll und ganz der Sparkasse. „Hier finde ich kurze Entscheidungswege und feste Ansprechpartner. Gemessen an anderen Banken ist diese Kontinuität sehr vorteilhaft. Bei der Finanzierung des Neubaus hatte ich schnell und kompetent ein Angebot. Wobei ich in Finanzdingen stockkonservativ bin – keine Luftschlösser und grundsolide. Kredite zahle ich gerne schnell wieder zurück und bin mit dieser Philosophie gut gefahren.“
Erstveröffentlichung im Geschäftsbericht 2007 der Sparkasse Krefeld
Alle Bilder: Matthias Stutte
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